RWS Verlag Kommunikationsforum GmbH, Köln
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Zeitschrift für Bankrecht und Bankwirtschaft
ZBB
2006
Rechtsprechung
III. Bundesgerichtshof
WpÜG § 30 Abs. 2 Satz 1, § 35 Abs. 1, 2, § 38; AktG § 107 Abs. 1, § 111 Abs. 5; MitbestG § 27Kein acting in concert bei Abstimmungsvorgängen innerhalb des Aufsichtsrats („WMF“)
WpÜG§ 30
WpÜG§ 35
WpÜG§ 38
AktG§ 107
AktG§ 111
MitbestG§ 27
BGH, Urt. v. 18.09.2006 – II ZR 137/05 (OLG München), ZIP 2006, 2077 = BB 2006, 2432 = DB 2006, 2452 = WM 2006, 2080BGHUrt.18.9.2006II ZR 137/05ZIP 2006, 2077BB 2006, 2432DB 2006, 2452WM 2006, 2080OLG München
Amtliche Leitsätze:
1. Die Zurechnungsnorm des § 30 Abs. 2 Satz 1 WpÜG erfasst nur solche Vereinbarungen, die sich auf die Ausübung von Stimmrechten aus Aktien der Zielgesellschaft, d. h. nur die Stimmrechtsausübung in der Hauptversammlung, beziehen.
2. Anders als die Wahl der Aufsichtsratsmitglieder durch die Hauptversammlung erfüllt die Wahl des Aufsichtsratsvorsitzenden aus der Mitte des Aufsichtsrats (§ 107 Abs. 1 AktG; § 27 MitbestG) nicht den Zurechnungstatbestand des § 30 Abs. 2 Satz 1 WpÜG. Einer – von dem eindeutigen Gesetzeswortlaut nicht ge-ZBB 2006, 476deckten, extensiven – Anwendung dieser Norm auf Abstimmungsvorgänge innerhalb des Aufsichtsrats steht die unabhängige Rechtsstellung der Aufsichtsratsmitglieder entgegen, die allein dem Unternehmensinteresse verpflichtet sind und im Rahmen der ihnen persönlich obliegenden Amtsführung keinen Weisungen unterliegen (§ 111 Abs. 5 AktG).
3. Anspruchsberechtigt hinsichtlich eines (isolierten) Zinsanspruchs gemäß § 38 WpÜG ist nicht derjenige Aktionär der Zielgesellschaft, dessen Stimmrechte aufgrund seiner Beteiligung an dem abgestimmten Verhalten dem „Bieter“ gemäß § 30 Abs. 2 Satz 1 WpÜG dergestalt zuzurechnen sind, dass er seinerseits ebenfalls meldungs- und angebotspflichtig (§ 35 WpÜG) wäre.