RWS Verlag Kommunikationsforum GmbH, Köln
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0936-2800
Zeitschrift für Bankrecht und Bankwirtschaft
ZBB
2010
Rechtsprechung
II. Bundesgerichtshof
BGB § 377 Abs. 1, § 675j Abs. 1, § 675x Abs. 1, 2, 4, § 684 Satz 2; InsO § 36 Abs. 1 Satz 1Zur Insolvenzfestigkeit von Einzugsermächtigungslastschriften (XI. BGH-Senat)
BGB§ 377
BGB§ 675j
BGB§ 675x
BGB§ 4
BGB§ 684
InsO§ 36
BGH, Urt. v. 20.07.2010 – XI ZR 236/07 (OLG München ZIP 2007, 807), ZIP 2010, 1556 = EWiR 2010, 539 (Lenhardt/Priebe) = DB 2010, 1817 = NZI 2010, 723 = WM 2010, 1546 = ZInsO 2010, 1538BGHUrt.20.7.2010XI ZR 236/07ZIP 2010, 1556EWiR 2010, 539 (Lenhardt/Priebe)DB 2010, 1817NZI 2010, 723WM 2010, 1546ZInsO 2010, 1538OLG MünchenZIP 2007, 807
Amtliche Leitsätze:
1. Eine Zahlung, die mittels des im November 2009 neu eingeführten SEPA-Lastschriftverfahrens bewirkt wird, ist insolvenzfest. Der Anspruch des Zahlers, gem. § 675x Abs. 1, 2, 4 BGB i. V. m. Abschn. C. Nr. 2.5 Abs. 1 der Sonderbedingungen für den Lastschriftverkehr im SEPA-Basis-Lastschriftverfahren binnen acht Wochen ab Belastungsbuchung von seinem Kreditinstitut Erstattung des Zahlbetrags verlangen zu können, fällt in entsprechender Anwendung des § 377 Abs. 1 BGB nicht in die Insolvenzmasse (§ 36 Abs. 1 Satz 1 InsO).
2. Das Einzugsermächtigungslastschriftverfahren kann von der Kreditwirtschaft seit Inkrafttreten des neuen Zahlungsdiensterechts rechtswirksam in Allgemeinen Geschäftsbedingungen dem SEPA-Basis-Lastschriftverfahren nachgebildet werden (§ 675j Abs. 1, § 675x Abs. 1, 2, 4 BGB). Bei einer solchen rechtlichen Ausgestaltung der Einzugsermächtigungslastschrift sind auch die ZBB 2010, 433auf diesem Wege bewirkten Zahlungen von Anfang an insolvenzfest.
3. Nach derzeitiger Ausgestaltung des Einzugsermächtigungslastschriftverfahrens hängt die Wirksamkeit der Kontobelastung davon ab, dass der Lastschriftschuldner diese gegenüber seinem Kreditinstitut genehmigt (§ 684 Satz 2 BGB). Dabei schließt die Genehmigungsfiktion in den Allgemeinen Geschäftsbedingungen der Kreditinstitute eine vorherige Genehmigung durch schlüssiges Verhalten nicht aus. Bei regelmäßig wiederkehrenden Zahlungen, wie etwa aus Dauerschuldverhältnissen, ständigen Geschäftsbeziehungen oder zur Steuervorauszahlung, kann nach den vom Tatgericht festzustellenden Umständen des Einzelfalls – jedenfalls im unternehmerischen Geschäftsverkehr – eine konkludente Genehmigung vorliegen, wenn der Lastschriftschuldner in Kenntnis der Belastung dem Einzug nach Ablauf einer angemessenen Prüffrist nicht widerspricht und er einen früheren Einzug zuvor bereits genehmigt hatte.