RWS Verlag Kommunikationsforum GmbH, Köln
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2199-1715
Zeitschrift für Bankrecht und Bankwirtschaft
ZBB
2019
RechtsprechungBundesgerichtshofBGB § 199 Abs. 1 Nr. 1, §§ 305c a. F., 355 a. F.Entstehung eines Schadensersatzanspruchs wegen fehlerhafter Anlageberatung unabhängig vom Bestehen einer Widerrufsmöglichkeit des Geschädigten
BGB§ 199
BGB a.F.§ 305c
BGB a.F.§ 355
BGH, Beschl. v. 26.03.2019 – XI ZR 372/18 (OLG Stuttgart), ZIP 2019, 806 = ECLI:DE:BGH:2019:260319BXIZR372.18.0 = WM 2019, 721BGHBeschl.26.3.2019XI ZR 372/18ZIP 2019, 806ECLI:DE:BGH:2019:260319BXIZR372.18.0WM 2019, 721OLG Stuttgart
Amtliche Leitsätze:
1. Der Anleger, der aufgrund einer Verletzung der Aufklärungspflicht oder einer fehlerhaften Beratung eine für ihn nachteilige Kapitalanlage erworben hat, ist bei der gebotenen wertenden Betrachtung ohne Rücksicht auf die objektive Werthaltigkeit von Leistung und Gegenleistung bereits durch den schuldrechtlichen Erwerb der Kapitalanlage geschädigt, weil der ohne die erforderliche Aufklärung gefasste Anlageentschluss von den Mängeln der fehlerhaften Aufklärung beeinflusst ist, so dass der Schadensersatzanspruch wegen fehlerhafter Anlageberatung mit dem Abschluss des Beteiligungsvertrags entsteht (Bestätigung Senatsurteile v. 8. 3. 2005 – XI ZR 170/04, BGHZ 162, 306, 309 f. = ZIP 2005, 802; v. 26. 2. 2013 – XI ZR 498/11, BGHZ 196, 233 = ZIP 2013, 615, Rz. 25; v. 8. 4. 2014 – XI ZR 341/12, ZBB 2014, 327 = ZIP 2014, 1117 = WM 2014, 1036, Rz. 25; v. 24. 3. 2015 – XI ZR 278/14, ZIP 2015, ZBB 2019, 2701527 = WM 2015, 1181, Rz. 19 ff., und v. 16. 5. 2017 – XI ZR 430/16, ZIP 2017, 1152 = WM 2017, 1155, Rz. 18; BGH, Urteile v. 30. 10. 2014 – III ZR 493/13, ZIP 2015, 225 = WM 2014, 2310, Rz. 30, und v. 18. 10. 2018 – III ZR 497/16, ZIP 2018, 2485 = WM 2018, 2179, Rz. 26). Darauf, ob der Geschädigte seine Vertragserklärung noch widerrufen kann, kommt es für die Entstehung des Schadensersatzanspruchs nicht an (Abgrenzung BGH, Urt. v. 8. 11. 2018 – III ZR 628/16, ZIP 2018, 2421 = WM 2018, 2317, Rz. 20).
2. Eine Widerrufsbelehrung, die erteilt wird, obwohl ein gesetzliches Widerrufsrecht nicht besteht, ist aus der maßgeblichen Sicht eines durchschnittlichen Kunden bei der gebotenen objektiven Auslegung nicht als Angebot auf Vereinbarung eines voraussetzungslosen vertraglichen Widerrufsrechts zu verstehen (Bestätigung Senatsurteile v. 12. 7. 2016 – XI ZR 501/15, BGHZ 211, 105 = ZIP 2016, 1819, Rz. 43, und v. 23. 1. 2018 – XI ZR 359/16, ZIP 2018, 719 = WM 2018, 664, Rz. 20, sowie – XI ZR 397/16, Rz. 14; Abgrenzung BGH ZIP 2018, 2421 = WM 2018, 2317, Rz. 19).