RWS Verlag Kommunikationsforum GmbH, Köln
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Zeitschrift für Bankrecht und Bankwirtschaft
ZBB
2002
Aufsätze
Claus-Wilhelm Canaris zum 65. Geburtstag
Am 1. Juli 2002 hat Prof. Dr. Dres. h. c. mult. Claus-Wilhelm Canaris, einer der Gründungsherausgeber der ZBB, sein 65. Lebensjahr vollendet. In seiner Person gehört dem Herausgeberkollegium der ZBB ein Gelehrter an, dessen Pionierarbeit für die Entwicklung der Wissenschaft vom Bankrecht kaum überschätzt werden kann. Als Canaris sich vor etwa 30 Jahren an die Neubearbeitung des bankrechtlichen Teils des Staubʼschen Großkommentars begab, bestand die bankrechtliche Diskussion aus wenig mehr als aus Praktikerberichten in den einschlägigen Verbandszeitschriften. Canarisʼ überragende Leistung lag darin, das Bankrecht Problem für Problem mit jenem stringenten dogmatischen Instrumentarium zu durchdringen, wie es für die bedeutendsten Werke der deutschen Zivilistik seit jeher maßstäblich gewesen war. Das corpus iuris des deutschen Bankrechts in seiner heutigen Gestalt ist ohne Canarisʼ große Kommentierung (und die sie begleitenden Zeit- und Festschriftenpublikationen) nicht denkbar. Die Vollendung der dritten Auflage dieser Kommentierung ist ein sehnlicher Wunsch aller, die am und mit dem Bankrecht arbeiten.
Mögen Canarisʼ bankrechtliche Forschungen für das Interesse der Leser der ZBB auch obenan stehen, so würde man doch seiner wissenschaftlichen Lebensleistung nicht gerecht, ihn nur für dieses Rechtsgebiet zu reklamieren. In der Tradition seines akademischen Lehrers Karl Larenz steht Canaris auch in der ersten Reihe der deutschen Dogmatiker der Rechtsgeschäftslehre, des Schuld- und des Handelsrechts. Dem von ihm fortgeführten Larenzʼschen Schuldrechtslehrbuch hat er seinen unverwechselbaren Stempel aufgedrückt. Die – immer wieder auch den Einfluss der Verfassung auf das Zivilrecht betonenden – Aufsätze widmen sich durchweg Grundsatzproblemen des Zivilrechts. In der Diskussion um die so genannte Schuldrechtsmodernisierung hat Canarisʼ Wort Gewicht gehabt und, so scheint es, Schlimmeres verhütet. Die Breite von Canarisʼ Schaffen spiegelt sich schließlich in seinen methodologischen Interessen, denen wir nicht nur zwei wichtige Monographien verdanken, sondern die auch sein eigenes dogmatisches Arbeiten inspiriert und kontrolliert haben.
Johannes Köndgen