ZBB 2000, 287

RWS Verlag Kommunikationsforum GmbH, Köln RWS Verlag Kommunikationsforum GmbH, Köln 0936-2800 Zeitschrift für Bankrecht und Bankwirtschaft ZBB 2000 ZBB-Dokumentation 

Börsensachverständigenkommission: Neuer Zuteilungskodex

Die Praxis der Zuteilung von Aktienneuemissionen, insbesondere am Neuen Markt, hat im Kleinanlegerpublikum Verärgerung und in den Medien kritische Kommentare ausgelöst. Kleinanleger fühlen sich durch die privilegierte Bedienung von institutionellen Investoren oder von „family and friends“ um die Chance eines schnell verdienten Gewinns gebracht und suchen ein Recht auf Gleichbehandlung aller Zeichner für sich zu reklamieren. Juristisch stehen sie damit auf verlorenem Posten – de lege lata ebenso wie de lege ferenda. Es gibt keine stichhaltigen Gründe, die Emittenten einem auch nur beschränkten Kontrahierungszwang (sei es hinsichtlich des Emissionspreises, sei es hinsichtlich der Auswahl der Zeichner) zu unterwerfen; diskutabel ist allein eine Verbesserung der Transparenz des Zuteilungsverfahrens (vgl. im einzelnen Escher-Weingart, AG 2000, 164, 166 ff). Diesem Ansatz folgen auch die nachstehend abgedruckten „Grundsätze“ der Börsensachverständigenkommission vom 7. Juni 2000. In ihrem Charakter als bloße „Verhaltensempfehlung“ darf man sie wohl eher als Appeasement-Aktion denn als sinnvolle Regulierung verstehen. Pflichtenstandards für die Emissionsintermediäre (Wertpapierdienstleister) zu formulieren (Art. 6 ff der Grundsätze), wäre besser im Rahmen einer Richtlinie des Bundesaufsichtsamtes für den Wertpapierhandel geschehen (Ansätze bereits in Nr. B 3.4 der neuen Wohlverhaltensrichtlinie vom 9. Mai 2000, Abdruck des Entwurfs in: ZBB 2000, 144, 148). Im übrigen gibt der Inter-Börsen-Wettbewerb den Wertpapierbörsen hinreichend Anreize, in ihren Regelwerken für die Zulassung von Neuemissionen auch Mißstände beim Going Public abzustellen. Diese Mißstände erschöpfen sich ja keineswegs in einer intransparenten Zuteilungspraxis, sondern begegnen auch (und zum Teil weitaus gravierender) im unmittelbaren Gefolge eines Going Public, etwa durch weitere Verkäufe der Gründergesellschafter zu gestiegenen Kursen. Die ZBB hat hierzu bereits einen Vergleich zwischen dem Regelwerk am Neuen Markt und der EASDAQ publiziert (Kullmann/van Aerrsen, ZBB 2000, 10).
Johannes Köndgen

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