ZBB 2022, 63

RWS Verlag Kommunikationsforum GmbH & Co. KG, Köln RWS Verlag Kommunikationsforum GmbH & Co. KG, Köln 2199-1715 Zeitschrift für Bankrecht und Bankwirtschaft ZBB 2022 RechtsprechungBundesgerichtshofBGB §§ 133, 157, 271 Abs. 2, § 308 Nr. 4; ZPO § 606 Abs. 1 Satz 1, § 613 Abs. 1Unwirksame Zinsänderungsklausel in Prämiensparverträgen BGB§ 133 BGB§ 157 BGB§ 271 BGB§ 308 ZPO§ 606 ZPO§ 613 BGH, Urt. v. 06.10.2021 – XI ZR 234/20 (OLG Dresden), BB 2021, 2433 = WM 2021, 2234 = ZIP 2021, 2427BGHUrt.6.10.2021XI ZR 234/20BB 2021, 2433WM 2021, 2234ZIP 2021, 2427OLG Dresden

Amtliche Leitsätze:

1. Die in Prämiensparverträgen enthaltene Formularklausel „Die Spareinlage wird variabel z. Zt. mit … % p. a. verzinst", nach der bei objektiver Auslegung eine Änderung des Zinssatzes mit der Änderung eines Aushangs im Kassenraum der Musterbeklagten in Kraft tritt, ist in Bezug auf die Ausgestaltung der Variabilität nach § 308 Nr. 4 BGB unwirksam, weil sie nicht das erforderliche Mindestmaß an Kalkulierbarkeit möglicher Zinsänderungen aufweist (Bestätigung der Senatsurteile v. 17. 2. 2004 – XI ZR 140/03, BGHZ 158, 149, 153 ff. und v. 13. 4. 2010 – XI ZR 197/09, BGHZ 185, 166, Rz. 15).
2. Eine ergänzende Vertragsauslegung (§§ 133, 157 BGB) von Prämiensparverträgen hinsichtlich der durch die (teilweise) Unwirksamkeit der Zinsänderungsklausel entstandenen Lücke ist auch im Rah-ZBB 2022, 64men einer Musterfeststellungsklage nach §§ 606 ff. ZPO möglich und geboten. Dabei ist eine objektiv-generalisierende Sicht auf die typischen Vorstellungen der an Prämiensparverträgen gleicher Art beteiligten Verkehrskreise maßgebend. Individualabreden (§ 305b BGB) zur variablen Verzinsung sind in den (ausgesetzten) Individualverfahren der angemeldeten Verbraucher zu berücksichtigen, da erst das Gericht, gegenüber dem das Musterfeststellungsurteil Bindungswirkung entfalten soll, beurteilt, ob seine Entscheidung die Feststellungsziele und den Lebenssachverhalt der Musterfeststellungsklage betrifft (§ 613 Abs. 1 ZPO).
3. Bei Prämiensparverträgen, bei denen die Prämien auf die Sparbeiträge stufenweise bis zum 15. Sparjahr steigen, ist im Wege der ergänzenden Vertragsauslegung für die vorzunehmenden Zinsanpassungen allein ein Referenzzinssatz für langfristige Spareinlagen und eine Zinsanpassung nach der Verhältnismethode maßgebend (Bestätigung der Senatsurteile v. 13. 4. 2010 – XI ZR 197/09, BGHZ 185, 166, Rz. 22 f., 26 f. und v. 21. 12. 2010 – XI ZR 52/08, WM 2011, 306, Rz. 22, 25).
4. Die Ansprüche der Verbraucher auf Zahlung weiterer Zinsbeträge aus den Prämiensparverträgen werden frühestens mit Beendigung der Prämiensparverträge fällig (§ 271 Abs. 2 BGB).

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